Work in Progress, Teil 1: Notizen vor und zu einer spannenden Konferenz

Simone Lackerbauer


Wie bereits angekündigt, berichten wir diese Woche von der Work in Progress in Hamburg; einer Konferenz, die sich in ihrem vierten Jahr mit dem „Wert von Arbeit“ beschäftigt. Im Rahmen der WIP findet der vom offiziellen Partner Xing via Xing spielraum initiierte New Work Day am 13.3. statt; der 14.3. trägt den Titel Social Change Day. Ein paar Gedanken vorab.

Wofür steht eigentlich Work in Progress? Ein „Work in Progress“ bezeichnet etwas, das „in Arbeit“ ist: Ein noch unbeendetes Projekt oder Produkt in unterschiedlichen Phasen seiner Fertigstellung, zu dem noch etwas hinzugefügt wird, bzw. an dem noch entwickelt wird, oder das sich noch weiterentwickelt. „Work in Progress“ ist weitaus klang- und gehaltvoller als das deutsche Pendant „Umlaufbestand“, oder „Ware in Arbeit“. Denn bei „Work“ geht es längst um weitaus mehr als nur Objekte oder Abläufe. Gemeint ist auch die Arbeitswelt an sich, das Workdesign, das sich laufend verändert und verändern muss, um mit den vielfältigen Lebenswelten der kreativen Wissensarbeiter Schritt halten zu können. Doch auch innerhalb unseres Verständnisses von „Ware in Arbeit“ gibt es offene Fragen zum „Wert“ der Arbeit, mit denen wir uns für eine bessere Zukunft der Arbeit beschäftigen sollten.

Warum sollten wir uns darüber Gedanken machen? „Wir“ – damit sind wir alle gemeint, die gesamte Gesellschaft. Denn jeder vom einzelnen Arbeiter bis hin zum Vorstandsvorsitzenden eines großen Unternehmens kann dazu beitragen, dass die Arbeitswelt der Zukunft besser und gerechter für alle wird. Dafür ist es auch notwendig, den Wert der geleisteten Arbeit zu wertschätzen: und diese Art der Anerkennung geht weit über die materiell-messbaren Faktoren hinaus. Am 12.3., dem Vorabend der WIP, gibt es dafür eine Diskursrevue (hier das Teaser-Video auf Vimeo) zum Thema: „Werte schaffen – ein Abend über Wertschöpfung, Wertschätzung und Verwertung künstlerischer Arbeit.“ Vorgestellt werden dort auch zwei Initiativen, die uns zum Nachdenken über den „Wert der Arbeit“ anregen:

art but fair: Auf der Webseite der Organisation kann noch bis zum 28.3. abgestimmt werden, welche Organisation die Goldene Stechpalme 2014 verdient hat. Diese geht an „das schlechteste Beispiel des Jahres“ hinsichtlich der Arbeitsbedingungen für Künstler. Denn art but fair setzt sich für die aktive Wert-Schätzung von Kunst ein, basierend auf der These: „Man kann etwas keinen Wert beimessen, wenn man es nicht kennt.“ Der Verein sagt: „Aufgrund meiner Wertschätzung einer Sache aber handle ich. Wertschätzend. Und der Wertbegriff hat zwei Aspekte: einen Aspekt von Respekt und einen monetären. Immer und immer wieder.“ Weiterhin finden sich auf der Seite Texte zum Selbstverständnis von art but fair, sowie Möglichkeiten, selbst aktiv zu werden: Für eine gerechte Wertschätzung der Kunst.

Zur Sache geht es dann beim Kunstexperiment Schwarzmarkt, das nicht nur jederzeit online, sondern während der WIP auch live erlebt werden kann. Die drei Initiatoren Maximilian Hoch, Florian Dohmann und Manuel Urbanke riefen das Projekt im Herbst 2014 ins Leben. Unter dem Motto One Hour of Labor for Art portraitieren sie den Wert der Arbeit. Oder vielmehr: Sie überlassen das Portraitieren den Besuchern der WIP. Mit Malutensilien ausgestattet, können diese eine Stunde lang Schwarz malen und dabei ein Bild komplett in Schwarz anfertigen. Die Kunstwerke werden dann vor Ort ausgestellt und zum Preis des Stundenlohns des jeweiligen Schwarzmalers verkauft: 2,50 Euro für das Bild des Studenten, 250 Euro für das Bild des Managers. Wir werden selbst am Samstag auch eines anfertigen.

 

Wir freuen uns auf eine spannende Work in Progress und berichten morgen davon, welche Fragen in Hamburg zum Thema „Wert der Arbeit“ aufgeworfen werden, die uns neue Perspektiven für die Arbeit der Zukunft eröffnen.