Stefan Birk
Welche Fähigkeiten braucht der Wissensarbeiter von morgen? Diese Frage genießt zurzeit einige Aufmerksamkeit. Und das mit gutem Grund: Es zeichnet sich langsam aber sicher ab, dass Digitalisierung und Automatisierung nicht wie bisher auf einfache Tätigkeiten beschränkt bleibt, sondern immer mehr auch komplexere Wissensarbeit erreicht. Welche Fähigkeiten muss man also entwickeln, will man nicht eines Tages durch eine mehr oder weniger intelligente Maschine ersetzt werden?
In der Juni-Ausgabe der Harvard Business Review geben populäre Managementvordenker wie Thomas H. Davenport oder das Autorenduo Erik Brynjolfsson und Andrew McAfee link ihre je eigenen Antworten. Aber auch Bildungsexperten wie zum Beispiel Mr. PISA, Andreas Schleicher, entwickeln Empfehlungen. Grund genug für das Institut, uns ebenfalls mit dieser Frage zu beschäftigen.
Erste Erkenntnisse zum Thema konnten bereits im Zuge unserer Studie „Wie wir morgen arbeiten ...“ erarbeitet werden. Etwa 27% der untersuchten Quellen nennen explizit bestimmte Fähigkeiten, die im Zusammenhang mit der Arbeit der Zukunft eine wichtige Rolle spielen sollen.
Die Auswertung unserer Quellen ergab eine ganze Reihe von unterschiedlichen Fähigkeiten, die versuchsweise in sechs Gruppen aufgeteilt wurden. Es sind dies Fähigkeiten im Umgang mit ...
- ... anderen Menschen (Teamfähigkeit, Beziehungsfähigkeit, Globale Kulturfähigkeit)
- ... Aufgaben- und Problemstellungen (Problemlösungsfähigkeit, Kritisches Denken, Kreativität, Intuitive Intelligenz
- ... dem Selbst (Selbstwirksamkeit, Selbstschutz, Selbstvermarktung)
- ... Neuem (Innovationsfähigkeit, Flexibilität, Lernfähigkeit)
-
... Informations- und Kommunikationstechnik
(IT und Medienkompetenz, Information Fluency)
- ... Sachwissen (Fachkompetenz, Allgemeinwissen)

Die Stichworte, die sich aus den ersten Untersuchungen ergaben, sind keine Überraschung, Erik Brynjolfsson und Andrew McAfee sprechen in ähnlicher Weise von einem relevanten Dreiklang bestehend aus „ ... creativity, interpersonal skills, and problem solving.“.
Was schon mehr überrascht ist die Anzahl der Nennungen, die auf die ganz besondere Relevanz sozialer Fähigkeiten hinweist. Wobei man natürlich nicht den Fehler begehen sollte, von der Anzahl der Nennungen auf die (absolute) Relevanz in Zukunft zu schließen. Es geht den Autoren wohl mehr darum, welche Fähigkeiten im Gegensatz zu heute stärker entwickelt werden müssen. Berücksichtigt man die aktuelle Situation in Organisationen (und Ausbildungsstätten) ist beispielsweise die Forderung nach Ausbau sozialer Fähigkeiten oder auch Problemlösungskompetenz durchaus nachvollziehbar.
Das alles können natürlich nur erste explorative Aussagen sein, die sich in detaillierteren Untersuchungen weiter bestätigen müssen. Ziel des Instituts ist aber nicht, ein vollständiges „Fähigkeiten-Portfolio“ oder gar eine Theorie der Fähigkeiten zu entwerfen. Vielmehr versuchen wir einen Beitrag zur Diskussion zu liefern, der speziell die Diskussion um die „Arbeit der Zukunft“ bereichert und ggf. auch für Praktiker Denkanstöße geben kann.
Das Institut plant weitere empirische Untersuchungen zu diesem Thema. Es sollen Experten-Interviews durchgeführt werden, um die bisherigen Erkenntnisse zu ergänzen bzw. weiter zu vertiefen. Jeder der Erfahrung und Wissen zum Thema „Fähigkeiten der Zukunft“ einbringen möchte und zu einem ca. 1-stündiges Interview bereit ist, kann sich gerne unter mail@i-faz.de mit uns in Verbindung setzen.