Stefan Birk
Elke Frank und Thorsten Hübschen – beide in leitenden Stellungen bei Microsoft Deutschland – beschäftigen sich seit vielen Jahren mit dem Thema "Arbeit der Zukunft". Aus den Erfahrungen, die sie in der Unternehmenspraxis gemacht haben, ist nun jüngst ein Buch mit dem programmatischen Titel “Out of Office“ entstanden.

Frank und Hübschen gehen in drei Schritten vor: Erstens stellen sie fest, dass die Zukunft dem Wissensarbeiter gehört. Zweitens kritisieren sie die Führungs- und Arbeitsmethoden von heute, um drittens eine Neuerfindung der Arbeit zu fordern. Die ersten beiden Themen sind dem geneigten Leser dieses Blogs mit Sicherheit geläufig.
Spannender sind da schon die Vorschläge, die zu einer neuen Arbeitswelt führen sollen. Dabei sprechen die Autoren vom „... neu orchestrierte(n) Zusammenspiel von Mensch, Ort und Technologie ...“. Ähnlich wie im ifaz Modell müssen diese verschiedenen Dimensionen aufeinander abgestimmt gedacht werden, was Frank/Hübschen an mehreren Stellen richtigerweise sehr eindringlich anmahnen. Ihnen ist als Praktikern offenkundig bewusst, dass Einzelmaßnahmen oder isolierte Programme nicht erfolgreich sein können.
Ebenso lesenswert sind die konkreten Hinweise auf die Gestalt einer neuen Arbeitswelt. Natürlich sind die konkreten Ansätze sehr „microsoftlastig“. Aber immerhin lassen sich die Autoren dazu hinreißen, Ansatzpunkte anzusprechen, die über die bereits bekannten, immer wieder kolportierten Beispiele hinausgehen. So zeigen sie zum Beispiel, dass ein räumlich verteiltes Team mit freier Zeiteinteilung durchaus nicht nur wunderbar freie Arbeitsräume für den einzelnen Mitarbeiter schafft, sondern sehr, sehr hohe Ansprüche an das Management bezüglich Zielformulierung und –kommunikation stellt. Ohne einen gewissen (zusätzlichen) Aufwand ist an dieser Stelle die neue Arbeitswelt offensichtlich nicht zu haben. Microsoft lässt sich das jedenfalls immerhin „... vier ganz konkrete Feedback-Runden ...“ pro Jahr und Mitarbeiter kosten.
Bei all den guten Beispielen und konkreten Anregungen lassen sich denn auch einige eher kritische Aussagen verschmerzen. Beispielsweise wird eine „Entwicklungslogik“ in der Geschichte der Arbeit unterstellt, die lautet: „Die Technik war zuerst da, der arbeitende Mensch folgte.“ Das ist unseres Erachtens eine sehr verkürzte Ansicht, die auch die Erkenntnisse Max Webers zur Herausbildung der protestantischen Arbeitsethik als Voraussetzung für unsere heutige (kapitalistische) Arbeits- und Lebensweise schlicht ignoriert. Man könnte im Gegenteil wohl eher sagen, dass der Mensch (und dessen Ideen) die Voraussetzungen für die vorangegangenen Revolutionen der Arbeitswelt schufen und vermutlich auch in Zukunft schaffen werden. Die Technik ist da nur Erfüllungsgehilfe. Gerade deshalb ist ja das Thema „Arbeitskultur und Arbeitsethik“ in der heutigen Debatte so wichtig. Das zumindest wird auch von Frank und Hübschen an verschiedenen Stellen betont.
Fazit: Für Leser, die sich von guten Beispielen und praktischen Erfahrungen inspirieren lassen möchten, ist dieses Buch ganz klar eine Empfehlung, auch wenn viele Aussagen im grundsätzlichen Teil eher oberflächlich bleiben.